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Stadt- und Dorferneuerung am Beispiel der Dorfentwicklungsplanung

In den zurückliegenden Jahren sind in vielen Dörfern und Städten durch Maßnahmen der städtebaulichen Erneuerung funktionelle und gestalterische Verbesserungen erreicht worden. Neben der nach wie vor bestehenden Notwendigkeit zur Ausweisung neuer Baugebiete bleibt die städtebauliche Erneuerung als so genannte Innenentwicklung der Gemeinden eine herausragende Daueraufgabe. Vorhandene, insbesondere historisch wertvolle Bausubstanz ist nach Möglichkeit zu erhalten und zu erneuern. An die Stelle von Rück- und Neubau ist vorwiegend das Bemühen um eine erhaltende Erneuerung getreten, die stärker bewohner-orientiert und unter Berücksichtigung gewachsener Strukturen vorgeht.

Das Baugesetzbuch gibt den Gemeinden ein ganzes Maßnahmenpaket an die Hand mit dem die städtebauliche Erneuerung eingeleitet werden kann. Zu nennen sind hier vor allen die städtebaulichen Sanierungsmaßnahme, die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (Beispiel Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) Kapellen) sowie städtebauliche Maßnahmen im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur.

Die Stadt Grevenbroich hat in den vergangenen 15 Jahren Planungen im Rahmen der Dorferneuerung erstellen lassen. Mit den 5 Dorfentwicklungsplänen für Gindorf, Hemmerden, Neuenhausen, Neukirchen und zuletzt Frimmersdorf liegen der Stadt Grevenbroich für diese 5 Ortsteile nun Planwerke vor, die alle einen pragmatisch konservierenden aber vor allem entwicklungsorientierten Ansatz verfolgen.
Nach einer ausführlichen Bestandaufnahme formulieren die 5 Dorfentwicklungspläne zunächst Entwicklungsziele, bieten darüber hinaus den Einwohnern und der Verwaltung Maßnahmenbündel, die einerseits den Erhalt der dörflichen Strukturen aber auch Potentiale für ein nachhaltiges dorfökologisches, soziales und wirtschaftlich stabiles Zusammenleben aufzeigen. Neuere Dorfentwicklungspläne setzen sich zudem mit den Themen Demographie und nachhaltige, ressourcenschonende Dorfentwicklung auseinander. Derzeit ist ein weitere Dorfentwicklungsplan für den Ortsteil Neurath in Arbeit. Informationen zum aktuellen Stand des Dorfentwicklungsplanes Neurath finden Sie auf der Homepage der beauftragten Dorfplanerin: www.dorfplanerin.de/neurath

Die 5 Dorfentwicklungspläne wurden von externen Planungsbüros erarbeitet. Die externen Planer verstehen sich im Planungsprozess als "Moderatoren", die die Ideen der betroffenen Bürger des Ortsteils aufarbeiten, bündeln und zu Maßnahmenpaketen schnüren.

Die Beteiligung und Mitwirkung der betroffenen Bürger ist bei der Dorfentwicklungsplanung von den Initiatoren ausdrücklich erwünscht und damit im Planungsprozess von zentraler Bedeutung. Bei den zurückliegenden Dorfentwicklungsplänen Hemmerden, Neuenhausen und Neukirchen hatte sich aus der Bürgerschaft jeweils ein fester Arbeitskreis aus einer anfänglichen Bürgerversammlung gebildet, der engagiert das etwa einjährige Aufstellungsverfahren begleitet hat. In Hemmerden und Neukirchen wurden am Anfang des Planungsprozesses Zukunftswerkstätten durchgeführt. Thema dieses eintägigen Brainstormings war die Frage: Wie wollen die Bürgerinnen und Bürger zukünftig leben, wohnen, arbeiten, bauen, spielen...?

Unter dieser Fragestellung wurden vorhandene Mängel im Ort ausgespürt, Utopien und Wünsche formuliert und schließlich Einzelmaßnahmen konkretisiert. Die Diskussionen umfassten vor allem Themen der baulichen und verkehrlichen Entwicklung, der Dorfökologie und der Dorfgemeinschaft.
Die einzelnen Themen wurden von den Planern aufbereitet und konkretisiert, anschließend mit dem Arbeitskreis diskutiert, mit den Trägern öffentlicher Belange und dem Auftraggeber abgestimmt und letztlich dem Rat vorgestellt.

Die fertigen Dorfentwicklungspläne werden vom Rat als informelle Planung beschlossen, wovon in der Regel eine Selbstbindung bei künftigen Bauleitplanverfahren oder Bauvorhaben (z.B. Straßenumbau) ausgeht. Das Baugesetzbuch hat in einer seiner letzten Novellen die Bedeutung informeller städtebaulicher Planungen als wesentlicher Belang im Bauleitplanverfahren gestärkt.

Ein Dorfentwicklungsplan gibt auch einen guten Überblick über den Status Quo im Ort, da der Gesamtbestand des Ortes aufgenommen wird, blickt aber auch in die Vergangenheit, da er die Siedlungsentwicklung und in groben Zügen Ortsgeschichte aufarbeitet.
Wer also seinen Ort besser kennen lernen möchte und wer erfahren möchte, wie er durch seinen persönlichen Einsatz die Entwicklung des Ortes beeinflussen kann, für den empfiehlt sich die Lektüre des jeweiligen Dorfentwicklungsplanes. Die 5 Pläne stehen auf dieser Seite zum Download bereit. Vielleicht sind Sie erstaunt zu erfahren, wo überall im Ort denkmalwerte Bausubstanz zu finden ist oder dass es auf der anderen Straßenseite noch einen Physiotherapeuten gibt. Besonders nützliche Tipps gibt der Dorfentwicklungsplan, wenn Sie ihren Garten ökologisch aufwerten wollen oder wenn Sie bei der Hausplanung regionale Baustile aufnehmen möchten, damit Ihr Haus nicht wie ein Fremdkörper in einer gewachsenen Umgebung wirkt.

Die Dorfentwicklungspläne Hemmerden und Neukirchen hatten durchschlagenden Erfolg: hier haben sich aus äußerst aktiven Arbeitskreisen Vereine herausgebildet, die sich zum Ziel gemacht haben, aktiv an der Umsetzung der Maßnahmenempfehlungen der Planes zu arbeiten. Diese Ziele werden in zweierlei Hinsicht verfolgt: Zum einem sprechen die Vereine bei der Stadt vor, wenn es heißt öffentliche Maßnahmen anzustoßen, zum anderen scheuen die Vereine nicht, tatkräftig zuzupacken, wenn es zum Beispiel um die neue Einfriedung des örtlichen Friedhofes in Hemmerden geht. Im Zusammenhang mit der schwierigen Hauhaltslage der Stadt Grevenbroich sind solche Ansätze der Eigeninitiative nur zu empfehlen.

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