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Stadt- und Ortsteile
Allrath
Funde aus der mittleren und jüngeren Jungsteinzeit sind ebenso wie römische Ziegel und Münzen aus der Zeit um 300 n. Chr. auf Allrather Gebiet belegt. Die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Stadtteils ist für das Jahr 1117 anlässlich der Konsekration der Kirche überliefert. Der Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg weihte in diesem Jahr die dem Apostel Matthäus als Patron gewidmete Kirche. Bis weit in die frühe Neuzeit hinein blieb das Allrather Gotteshaus Mutterkirche für das nahegelegene Grevenbroich. Ein neuer Sakralbau entstand erst nach 1792; das Kirchenschiff wurde 1965 niedergelegt und wich einem Neubau.
Im 13. Jahrhundert gehörte Allrath zu den Besitzungen der Grafen von Kessel und ging nach 1307 in den Besitz der Grafen von Jülich über. Es verblieb bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als Teil des Grevenbroicher Amtes im Besitz der Jülicher Landesherren. Es war neben Barrenstein Bestandteil des Gerichtes (Dingstuhl) Grevenbroich. In preußischer Zeit, ab 1815/16 gehörte Allrath zur Bürgermeisterei Grevenbroich. Zwischen 1838 und 1930 wurde Allrath als selbstständige Gemeinde innerhalb der Bürgermeisterei Grevenbroich verwaltet. Die Sitzungen des Gemeinderates fanden bis zur Auflösung dieses Verbundes zum 1. Oktober 1930 unter dem Vorsitz des Grevenbroicher Bürgermeisters statt.
Barrenstein
Eine römische Kleinplastik des Gottes Bacchus, die heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn zu finden ist, verweist auf die frühe römische Besiedlung des Stadtgebietes. Erstmals 1273 neben Allrath (Aldenrode) anlässlich der Verpfändung des Besitzes Heinrich von Kessels an den Kölner Erzbischof urkundlich erwähnt, ist der damals genannte Ort „barenstede“, das heutige Barrenstein, vermutlich älteren Ursprungs. Wie Allrath gehörte die Siedlung zum Besitz der Grafen von Kessel und ging nach deren Untergang ebenfalls in Jülicher Hände über, um Teil des Amtes Grevenbroich zu werden. Neben Allrath war es Teil des Gerichtes (Dingstuhl) Grevenbroich. Zwischen 1838 und 1930 wurde Barrenstein als Teil des Bürgermeistereiverbundes mit Grevenbroich als selbstständige Gemeinde verwaltet.
Kirchlich gehörte Barrenstein, dessen Nikolaus-Kapelle 1495 geweiht wurde, bis zum Jahre 1804 zur benachbarten Pfarre Oekoven. Im gleichen Jahr erfolgte die Einpfarrung der Gemeinde nach Allrath.
Elfgen
Der heutige Stadtteil Neu-Elfgen ist als Umsiedlungsort im Zuge des Braunkohlentagbaues seit den 1970er Jahren entstanden. Pläne für die Umsiedlung, begleitet von einer intensiven politischen Diskussion, wurden ab Mitte der 1950er Jahre entwickelt. Der alte Ort, für den bereits neben steinzeitlichen Funden eine römische Besiedlung sicher belegt ist, wurde 1964 in die Stadt Grevenbroich eingemeindet. Zuvor, zwischen 1937 und 1964, gehörte Elfgen, ehemals eine Gemeinde im Amt Elsen, zum Amt Jüchen. In Mittelalter und Früher Neuzeit lag der bereits im 11. Jahrhundert bezeugte Ort in kurkölnischem Gebiet im Amt Hülchrath.
Bis zum Jahre 1663 war Elfgen Filiale der katholischen Mutterpfarre St. Maria Himmelfahrt in Gustorf. Die im alten Ort 1749 errichtete Pfarrkirche St. Georg wurde im Jahre 1932 erweitert. Am 5. Juni 1983 wurde in Neu-Elfgen der Grundstein für die neue Pfarrkirche St. Georg, die in moderner Architektur Elemente der Vorgängerkirche integriert, gelegt.
Elsen
In einer Schenkungsurkunde des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg an das Kaiserswerther Stift ist im Jahre 1190 ein „hermannus de else“ als Zeuge genannt. Die erste Erwähnung der Kirche St. Stephanus datiert aus dem Jahre 1222, als Dietrich von Myllendonk das Patronat der Kirche an das Regulierherrenkloster in Neuss übertrug. Der Ort Elsen geht einige Jahrzehnte später im Jahre 1263 durch Verkauf des Rüdigers von Brempt an den Deutschen Orden über, der mehr als 500 Jahre die Geschicke des Ortes und der späteren Reichsherrschaft Elsen bestimmt. Ab Beginn des 14. Jahrhunderts erweitert der Deutsche Orden als Grundherr seinen Besitz in den umliegenden Ortschaften. Im Jahr 1455 wird Elsen zum ersten Mal als Herrlichkeit urkundlich erwähnt. Neben dem Dorf Elsen gehören dazu auch Orken und Noithausen. Die Auseinandersetzungen um Hoheitssrechte mit den Jülicher und Dycker Nachbarn bestimmen die Politik bis ins 18. Jahrhundert. Bedeutende Kartenwerke wie die kartographische Darstellung der Herrlichkeit Elsen aus dem Jahr 1536 von Anton Woensam entstehen in diesem Kontext. Eine weitere Dokumentation entsteht zwischen 1759 und 1761 mit dem umfangreichen Besitzatlas des Deutschen Ordens in Elsen. Die Kirche St. Stephanus - der romanische Tuffstein-Turm aus dem Ende des 12. Jahrhunderts überstand die Brandstiftung während des Dreißigjährigen Krieges - wurde in den Jahren 1714/15 sowie 1896 erneuert. Ein Brand im Jahre 1929 machte eine weitere Instandsetzung notwendig.
Das „Elsener Haus“, Verwaltungs- und Herrschaftszentrum der Reichsherrschaft des Deutschen Ordens, zunächst als ein viereckiger befestigter Bau neben der Kirche St. Stephanus im 13. Jahrhundert errichtet, entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten u.a. mit dem Zehnthaus zu einem bedeutenden und von einem Wassergraben umgebenen wehrhaften Funktionskomplex. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese alte „Elsener Burg“ niedergelegt. Das Ende der Reichsherrschaft Elsen, die in der Verwaltungsorganisation der Ballei Koblenz und dem dortigen Komtur unterstellt war, kam mit der Besetzung durch französische Truppen Mitte der 1790er Jahre und der Säkularisation als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803. In französischer Zeit wurde Elsen als Teil des 1798 geschaffenen Roerdepartements aufgrund seiner verkehrgünstigen Lage an der alten Reichsstraße Richtung Aachen Hauptort des gleichnamigen Kantons. Nach 1815/16 wurde die Bürgermeisterei Elsen im Kreis Grevenbroich mit den Gemeinden Elsen (mit Orken und Noithausen), Elfgen und Laach gebildet. Die Kommunale Neugliederung des Jahres 1929 führte zur Umbenennung der Bürgermeisterei in Amt Elsen. Im Folgejahr wurden die neugebildeten Ämter Grevenbroich und Elsen zusammengelegt. Zum 1. April 1937 kam es schließlich zur Auflösung des Amtes und zur Eingemeindung Elsens nach Grevenbroich. Elsen, zu dem auch die 1263 erstmals erwähnte Elsener Mühle an der Erft gehörte, die 1943 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, entwickelte sich mit der Gründung der Zuckerfabrik 1867, der Erschließung von Produktionsflächen westlich des Grevenbroicher Bahnhofs im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und durch die spätere „Grönland GmbH“ bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort.
Frimmersdorf
Spuren aus römischer und fränkischer Zeit weisen auch für Frimmersdorf auf eine frühe Besiedlung hin. Ausgedehnte Ausgrabungsarbeiten in den Jahren 1949-1951 legten als Sicherungsanlage eine Motte aus dem 9. Jahrhundert frei, die dem sicheren Übergang an der Erftfurt diente. Hier entwickelte sich eine Burganlage, die um 1192 zerstört und 1244 erneuert wurde. Die Reste der Anlage, nach den um 1080 bezeugten Herren von Hochstaden „Husterknupp“ genannt, wichen 1952 dem Braunkohlentagebau. Die Burg war Stammsitz der Hochstadenschen Dynastie und gelangte durch Schenkung des Friedrich von Hochstaden an seinen Bruder, Konrad von Hochstaden, Erzbischof von Köln, in kurkölnischen Besitz. Frimmersdorf bildete bis zum Ende des 18. Jahrhunderts einen Gerichtsbezirk (Dingstuhl) im kurkölnischen Amt Liedberg. Die 1765 errichtete katholische Pfarrkirche St. Martin in Frimmersdorf stand unter dem Patronat des Prämonstratenserstiftes Knechtsteden. In französischer Zeit bildete Frimmersdorf gemeinsam mit Neurath eine Gemeinde (Mairie) im Kanton Elsen. Nach 1815/16 bildeten Neurath und Frimmersdorf bis zum Jahre 1969 das Amt Frimmersdorf im Kreis Grevenbroich. Zum 1. Januar 1975 ging die Gemeinde Frimmersdorf im Zuge der kommunalen Neugliederung in der neuen Stadt Grevenbroich auf. Der Braunkohleabbau entwickelte sich ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (seit 1861) zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor der Gemeinde. Die Errichtung von zwei Brikettfabriken und der Bau der Kraftwerke Frimmersdorf I (1925) sowie Frimmersdorf II (1955) und der damit verbundene Braunkohlentagebau kennzeichnen die Landschaft. Im Norden entstand ab den 1960er Jahren mit der „Vollrather Höhe“ eine in der Folgezeit rekultivierte Abraumhalde.
Fürth / Fürther Berg
Der heutige Ortsteil Fürth an der Straße nach Gustorf gehörte zur Hälfte der ungefähr 660 ha großen Reichsherrschaft Elsen. Der restliche Teil war ein Gerichtsbezirk des kurkölnischen Amtes Liedberg. Erstmalige Erwähnung findet der Ortsteil Fürther Berg im Jahre 1301 als Besitz des Grafen von Berg.
Gilverath
Die Kirche bzw. Hofeskapelle in Gilverath ist für das Jahr 1421 erwähnt und wurde um 1838 niedergelegt. Der Gilverather Hof, Ende des 13. Jahrhunderts im Besitz des Ritters Arnold von Hochstaden, erlebte bis zum 15. Jahrhundert mehrere Besitzerwechsel bis er, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, an die Reichsabtei Kornelimünster bei Aachen gelangte, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Grundrechte innehatte. Politisch gehörte auch Gilverath zum kurkölnischen Amt Hülchrath.
Gindorf
Der südliche Teil des Doppeldorfes Gustorf-Gindorf, das, wie die französische Kartenaufnahme durch Tranchot aus dem Jahre 1807/08 ausweist, noch klar vom eigentlichen Gustorfer Kirchort getrennt war, gehörte im Mittelalter zum Besitz der Grafen von Hochstaden und gelangte 1246 in kurkölnische Hände. Gemeinsam mit Frimmersdorf und Gustorf bildete es das Gericht (Dingstuhl) Frimmersdorf im kurkölnischen Amt Liedberg. In preußischer Zeit gehörte es ab 1815/16 zur Gemeinde Gustorf. Zwischen 1846 und 1929 wurde es als selbstständige Gemeinde verwaltet, um danach wieder in die Gemeinde Gustorf eingegliedert zu werden. Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurde das Doppeldorf Gustorf-Gindorf in die neue Stadt Grevenbroich eingemeindet. In Gindorf befand sich bereits im 18. Jahrhundert eine Synagoge für die in Gustorf und Gindorf ansässigen Juden, die vermutlich im Kontext des „Neuenhovener Pogroms“ 1834 ausbrannte. Ein wenige Jahre später errichteter Neubau fiel 1938 dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer.
Gubisrath
Frühmittelalterliche Befestigungsanlagen lassen sich für den kleinen Weiler Gubisrath, südöstlich von Neukirchen, belegen. Die befestigte Wasserburganlage (Motte) datiert aus der Zeit des 10.-12. Jahrhunderts. Doch bereits um 1355 scheint die militärische Bedeutung der Anlage, die bereits mit Baumbestand beschrieben wird, verloren. Die erste urkundliche Erwähnung Gubisraths, das zum kürkölnischen Amt Hülchrath gehörte, stammt aus dem Jahre 1285. Ein Johann von Gozbreterode ist als Zeuge in einer Urkunde des Kölner Klosters St. Maria im Kapitol bezeugt.
Gustorf
Spuren frühzeitlicher Besiedlung - von der mittleren Steinzeit bis zur Römerzeit - sind in reichem Maße für das Gustorfer Gebiet belegt. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes datiert aus der Zeit um 1070. Im Jahre 1246 ging Gustorf aus den Händen der Grafen von Hochstaden in den Besitz des Kölner Erzstiftes über und wurde ab dem 14. Jahrhundert als Teil des kurkölnischen Amtes Liedberg verwaltet.
Die Geschichte der Pfarre St. Maria Himmelfahrt reicht bis weit ins Mittelalter zurück. Ursprünglich als Eigenkirche der Kölner Erzbischöfe begründet, gehörten mit St. Pankratius in Garzweiler und St. Georg in Elfgen bis ins 17. Jahrhundert zwei Filialkirchen sowie das Kloster St. Leonhard zum ausgedehnten Pfarrbezirk. Ein Kirchbau ist für das Jahr 1269 erwähnt; Funde im Umfeld des Abbruchs der alten Kirche, die zwischen 1872 und 1876 einem neuen Bau weichen musste, deuten auf einen früheren Sakralbau aus der Zeit um 1130. Kunsthistorisch bedeutsam sind die sogenannten „Gustorfer Chorschranken“ aus dem 12. Jahrhundert, die sich seit 1939 im Rheinischen Landesmuseum befinden. Eine Replik dieser romanischen Reliefplatten ist in der Gustorfer Kirche zu sehen.
Der Braunkohlentagebau sowie die Errichtung der Großkraftwerke durch die RWE prägte die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde im 20. Jahrhundert. Die Einwohnerzahl der Gemeinde verdoppelte sich während der 1950er/1960er Jahre; ein Großteil der Einwohner fand in den Kraftwerken oder im nahegelegenen Tagebau Beschäftigung. Das kirchlich zur Pfarre Gustorf gehörige ehemalige Kloster St. Leonhard fiel Mitte der 1970er Jahre dem Braunkohlenabbau zum Opfer.
Die Gustorfer Mühle als kurkölnische Zwangsmühle ist bereits 1386 belegt. Bis zu einem Großbrand im Jahre 1961 blieb der Mühlenstandort erhalten, die Gebäude, das Wohnhaus aus dem Jahre 1749 und das Maschinenhaus, werden zur Zeit restauriert und einer privaten Nutzung zugeführt. Eine besondere ökonomische Bedeutung für die Gemeinde erlangte der Torfabbau: Im 18. Jahrhundert wurden in der Bruchlandschaft entlang der Erft große Mengen Torf vor allem für die Herstellung von Düngemitteln gestochen und verarbeitet.
Mit der Bildung des Kreises Grevenbroich als Teil der preußischen Rheinprovinz entstand die selbstständige Gemeinde Gustorf in den Jahren 1815/1816. Zwischen 1899 und 1919 sowie von 1930 bis 1951 bestand eine gemeinsame Verwaltung in Form einer Personalunion des Bürgermeisters zwischen der Gemeinde Gustorf und dem Amt Frimmersdorf (Gemeinden Frimmersdorf und Neurath). Im Jahr 1929 wurde der seit 1846 selbstständig verwaltete Ort Gindorf unter Beibehaltung der Ortsbezeichnung Teil der Gemeinde Gustorf. Im Zuge der kommunalen Neugliederung gingen beide Orte zum 1. Januar 1975 in der neuen Stadt Grevenbroich auf.
Hemmerden
Eine erste urkundliche Erwähnung ist für den Ort Hemmerden erst mit dem Jahr 1226 belegt. Gleichwohl verweist der Ortsname auf eine Frühgeschichte, die eng mit dem bereits in der „Vita Liudgeri“ des Altfrid (Mitte 9. Jh.) benannten „Hamarithi-Wald“ verbunden ist, der sich in diesem als Gillgau bezeichneten Gebiet entlang der Erft erstreckte. Mit dem Niedergang der Herren von Danne gegen Ende des 13. Jahrhunderts gewannen der Kölner Erzbischof und die Herrn bzw. späteren Grafen von Dyck Einfluss auf die junge Siedlung. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Hemmerden Teil der Dycker Herrschaft der Grafen von Dyck, die auch das Patronat um die 1290 erstmals erwähnte Kirche St. Mauri innehatten. In französischer Zeit wurde die Gemeinde (mairie) Hemmerden als Teil des Kantons Elsen mit den Orten Kapellen und Gilverath verwaltet. Nach der Bildung des Kreises Grevenbroich durch die preußische Regierung im Jahr 1815 wurde die in französischer Zeit geschaffene Verwaltungsgliederung zunächst übernommen; die Bürgermeisterei Hemmerden wurde gebildet. Erst in der Folge der preußischen Gemeindeordnung 1850 wurden die in der „Sammtgemeinde“ vereinten Gemeinden Kapellen und Hemmerden im politischen Sinne selbstständige Gebietskörperschaften. Die „Sammtgemeinde“ bzw. das Amt Hemmerden blieb hingegen bis zur kommunalen Neugliederung zum 1. Januar 1975 bestehen. Der heutige Kirchbau St. Mauri wurde 1835-1839 errichtet und nach einem Großbrand 1927 wieder aufgebaut. Die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Hemmerden wurde 1859 errichtet. Wirtschaftlich war die Ansiedlung der 1835 von Wilhelm Josef Schnitzler gegründeten Brauerei von Bedeutung, die bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges bestand.
Hülchrath
Funde aus der mittleren Steinzeit sind im Bereich der heutigen Ortslage ebenso wie römische Gebrauchskeramik zu finden und verweisen auf eine frühe Besiedlung. Urkundlich findet Hülchrath als Hilkerode bzw. Hilgerod erstmals im Jahr 1206 Erwähnung. Die für das 13. Jahrhundert sicher belegte Burg sowie die Siedlung befanden sich zunächst im Besitz des Grafen Adolf von Saffenberg, um danach in die Hände der Grafen von Sayn überzugehen. Graf Dietrich Luf I. von Kleve war im Jahr 1255 im Besitz Hülchraths, bevor Graf Dietrich Luf III. von Kleve seine Besitzungen im Hülchrather Land an den Erzbischof von Köln veräußerte, der 1331 schließlich in den vollen Umfang der Herrschaftsrechte trat. Als kurkölnisches Amt bildete die Hülchrather Burg über Jahrhunderte ein Zentrum landesherrlicher Verwaltung. Hülchrath bildete ein Gericht (Dingstuhl), zu dem im 17. Jahrhundert die Dingstühle Giersberg, Fürth, Gräfliches Land, Rommerskirchen und Hülchrath gehörten. Neben dem Kölner Erzbischof und dem Deutschen Orden gehörte das Prämonstratenserinnenkloster in Langwaden zu den Grundherren im Hülchrath des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Die Zerstörung der Burganlagen während des Truchsessischen Krieges 1583 führte ab 1608 zum planmäßigen Wiederaufbau durch den Kölner Erzbischof und zur Stadtrechtserhebung Hülchraths, das über Jahrhunderte den Status eines Burgfleckens (suburbium) innehatte.
Die katholische Pfarre Hülchrath ist erst seit dem Jahr 1904 eigenständig; zuvor war sie Bestandteil des Kirchspiels Neukirchen. Seit dem 17. Jahrhundert sind Juden in Hülchrath belegt; die jüdische Gemeinde gehörte von 1858 bis zu ihrem Ende durch den nationalsozialistischen Terror zum Synagogenbezirk Grevenbroich. Die heute unter Denkmalschutz stehende Synagoge folgte 1875 einem Vorgängerbau und wird heute als kulturelle Begegnungsstätte genutzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde für wenige Jahre auf dem Hülchrather Schloss ein Lager für Vertriebene sowie eine Schule eingerichtet.
Mit dem Ende des Ancien Regime wurde Hülchrath eine Gemeinde (mairie) im Kanton Elsen. In preußischer Zeit ab 1815/16 bildete der Ort eine Bürgermeisterei, zwischen 1846 und der preußischen kommunalen Neugliederung im Jahre 1929 das Amt Hülchrath mit den Gemeinden Neukirchen-Hülchrath und Hoisten. Seit der kommunalen Neugliederung des Jahres 1975 gehört der Ort als Teil der 1929 gebildeten Gemeinde Neukirchen zur Stadt Grevenbroich.
Kapellen
Das Gebiet entlang der Erft weist frühe Besiedlungsspuren auf. Funde aus der Mittelsteinzeit bzw. Jungsteinzeit sind für Kapellen belegt. Auch römische Funde aus der Zeit zwischen 150 und 300 n. Chr. bezeugen die Kontinuität der Besiedlung dieses Raumes. Urkundlich erstmals erwähnt wird Kapellen im Jahr 1155 im Kontext des Klosters Knechtsteden und seiner Besitzungen. Die den Heiligen Cosmas und Damian geweihte Kapellener Kirche wurde 1229 erstmals erwähnt und stand zunächst unter dem Patronat des Kölner Stiftes St. Aposteln. Im Jahr 1314 gelangte Kapellen als Teil des sogenannten „Gräflichen Landes“ in den Besitz Kurkölns und war bis zum Ende des Ancien Regime Bestandteil des Amtes Hülchrath. Die Herren von Dyck behaupteten indes über Jahrhunderte weiterhin die Hälfte der Rechte an der Grund- und Gerichtsherrschaft im Ort. Unter französischer Herrschaft erfolgte im Jahre 1804 die Vereinigung der beiden mittelalterlichen Kirchspiele Gilverath und Kapellen. Aber erst im Jahre 1836 erfolgte die Grundsteinlegung für die gemeinsame Kirche der heutigen Pfarre St. Clemens. Seit 1965 besteht eine evangelische Gemeinde, die seit 1992 mit der Johanniskirche ein Gemeindezentrum unterhält.
Nach 1815/16 bildete Kapellen gemeinsam mit Gilverath eine Gemeinde innerhalb der Bürgermeisterei bzw. des Amtes Hemmerden, eine Organisationsform die bis zur kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 beibehalten wurde.
Einen Anschluss an das regionale Verkehrsnetz erhielt Kapellen als Bahnstation „Wevelinghoven-Capellen“ bereits im Jahre 1869 mit der Anbindung an die Strecke Düren-Neuss. Die Nähe zur heutigen Bundesautobahn 46, der alten Reichsstraße 1, ebenso wie die Anbindung ans das Schienennetz begünstigt heute die Verbindung zum Ballungsraum Düsseldorf-Neuss. Die Erweiterung des Gewerbegebietes Kapellen an der Bundesautobahn 46 sowie die 1997 geplante Erschließung neuer Wohngebiete unter dem Titel „Wohnen und Arbeiten am Bahnhaltepunkt Kapellen“ sind hier ein deutlicher Beleg. Zwischen Holzheim und Kapellen wurde in der Zeit des „Kalten Krieges“ eine NIKE-Raketenstation der NATO angelegt, die von belgischen und amerikanischen Einheiten besetzt war. Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts wurden die Anlagen Anfang der 1990er Jahre stillgelegt und in Teilen in die Nutzung der heutigen Stiftung Insel Hombroich überführt.
Laach
Die urkundliche Erwähnung des heutigen Stadtteils Laach datiert aus dem Jahre 1141: Das Kölner Kloster St. Pantaleon ist Besitzer der Ländereien rund um Laach, die bis ins 13. Jahrhundert ausgebaut werden. Die Grafen von Kessel üben für die Klosterherren St. Pantaleons als Vögte die weltliche Gerichtsbarkeit im Ort aus. 1275 ist hier Heinrich Graf von Kessel belegt. Die Grundherrschaft wechselte in jener Zeit in die Hände des Deutschen Ordens, der seit 1263 im nahe gelegenen Elsen ansässig war. Das adelige Haus Laach ist durch einen einzigen Vertreter in einer Urkunde des ausgehenden 12. Jahrhunderts bezeugt. Im Jahr 1186 ist mit Godefridus de Lache ein Mitglied dieser adeligen Familie urkundlich belegt. Die Herren von Dyck treten im Laufe der Frühen Neuzeit als Inhaber dieses Adelssitzes in Erscheinung. Im 17. und 18. Jahrhundert begegnet in den Quellen die Familie Locquenghien als Inhaber des Laacher Lehens. Belege für eine Schöffengerichtsbarkeit liegen für das 14. Jahrhundert vor. Im 17. Jahrhundert war der Ort Teil des kurkölnischen Gerichtes (Dingstuhl) Fürth. In französischer Zeit gehörte Laach zur Mairie Elsen und verblieb dort nach dem Übergang an die Preußen im Jahr 1815/16. Zwischen 1846 und 1930 wurde Laach als Gemeinde innerhalb der Bürgermeisterei Elsen verwaltet. Im Jahr 1930 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Grevenbroich. Kirchlich gehört Laach seit dem Mittelalter zur katholischen Pfarre St. Maria Himmelfahrt in Gustorf.
Langwaden
Der heutige Stadtteil Langwaden findet im Kontext der Klostergründung der Herren von Wevelinghoven im 12. Jahrhundert erstmals Erwähnung. Nach der Gründung zwischen 1145 und 1148 folgt ein weiterer urkundlicher Beleg aus dem Jahr 1173: Kanonissen aus dem in Brabant gelegenen Prämonstratenserinnenkloster bei Heylissem wechseln in das Langwadener Kloster. Im Zuge der französischen Revolutionskriege und des Beginns der französischen Herrschaft am Rhein erfolgt im Jahre 1802 die Säkularisation, die Aufhebung geistlichen Vermögens, und damit das vorläufige Ende der geistlichen Geschichte des Klosters, in dessen Umfeld sich seit dem Mittelalter eine Siedlung entwickelt hatte. Unter dem französischen Marschall Maison erfährt das Kloster nach 1805 den Ausbau der Mitte des 18. Jahrhunderts erweiterten Backsteinbaus zum Schloss. Die Familie der Grafen von Nesselrode erwirbt im Jahr 1913 die ehemalige Klosteranlage. Während des Nationalsozialismus unterhält der „Reichsarbeitsdienst“ die Gebäude für seine Zwecke. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird hier eine Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet. Erst seit dem Jahre 1962/1964 beherbergt das Klostergebäude mit den Zisterziensern wieder einen geistlichen Orden.
Das Dorf Langwaden in der ehemaligen Herrschaft der Herren von Wevelinghoven ging - wie die Herrschaft - in den Besitz des Kölner Erzbischofs über. Während der französischen Herrschaft gehörte Langwaden zur Mairie Wevelinghoven und nach 1815/1816 zur Gemeinde bzw. Stadt Wevelinghoven.
Münchrath
Der heutige Stadtteil Münchrath ist urkundlich bereits im 12. Jahrhundert erwähnt. Das Kölner Stift St. Gereon erwarb im Jahre 1136 Mühlenbesitz an der Erft. Münchrath gehörte bis zur Zeit der französischen Herrschaft zum kurkölnischen Amt Hülchrath und war nach 1815/16 Teil der Bürgermeisterei Hülchrath.
Neubrück
Der heutige Ortsteil Neubrück mit der dortigen Mühle tritt erst spät, im Kontext des Dreißigjährigen Krieges, ins Licht der Geschichte. Die Zerstörung der Brücke um 1644 und der vermutlich wenige Jahre später erfolgte Wiederaufbau liegen in zeitlicher Nähe zu der nach 1678 errichteten Neubrücker Mühle, die bis zum Beginn des Braunkohlentagebaus und der damit verbundenen Zuführung von Grundwasser in den Erftlauf Mitte der 1950er Jahre in Betrieb war.
Neuenhausen
Steinzeitliche Artefakte sind in Neuenhausen ebenso belegt wie römische Funde, wurden doch um 1960 drei Urnengräber aus der Zeit des 4. Jahrhunderts nach Christus am Welchenberg entdeckt. Für das Mittelalter wird eine erste, gleichwohl indirekte Nennung für das Jahr 962 angenommen. Im Kontext des Kölner Klosters St. Cäcilien, das die Grundherrschaft im Ort besaß, steht auch die Entstehung der Pfarrei, für die die Äbtissin des Klosters bis zur Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Patronatsrecht ausübte. Die Gerichtsbarkeit, so die Annahme, lag während des Hochmittelalters zunächst in den Händen der Herren von Broich bzw. dann der Grafen von Kessel, wie Urkunden aus der Zeit des ausgehenden 13. Jahrhunderts belegen. Die Vogtei Neuenhausen gelangte erst 1371 in Jülicher Besitz. Eine Wehranlage, vermutlich eine wassergrabenumwehrte Anlage (Motte) ist urkundlich für das 15. Jahrhundert belegt und wird als Sitz des Neuenhausener Vogtes angenommen. Der Ort Neuenhausen gehörte in der Folgezeit bis zum Ende des Alten Reiches zum Gebiet der Herzöge von Jülich. In preußischer Zeit nach 1815/16 wurde Neuenhausen zwischen 1838 und 1930 als Gemeinde im Bürgermeistereiverbund Grevenbroich verwaltet; im Jahre 1930 aber in die Stadt Grevenbroich eingemeindet. Die heutige Pfarrkirche St. Cyriakus stammt aus dem Jahre 1888 und wurde im neugotischen Stil errichtet.
Der nahe gelegene Welchenberg, ein Ausläufer der Ville, ist die höchste natürliche Erhebung und von besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung für den Ort Neuenhausen und die nähere Region. Mit ihm verknüpft sich ein Christianisierungsmythos um den Heiligen Willibrord, der hier der Legende nach zu Beginn des 8. Jahrhunderts nach Christus gewirkt haben soll. Ein Brunnen zu Ehren des Heiligen Willibrord bezeugt heute noch die volkstümliche Tradition. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert ist der Welchenberg als Herrlichkeit Welchenberg im Besitz der Herren von Reifferscheid und gelangte nach zeitweiligem Verlust wieder ab 1588 in ihre Herrschaft. Im Jahr 1427 erfolgt die Gründung des Klosters Welchenberg als Niederlassung der Franziskanertertiarer. Mit der Säkularisation endet um 1802 die geistliche Geschichte des Klosters Welchenberg. Die Anlage wurde in der Folgezeit als landwirtschaftliches Gut genutzt. Zwischen 1694 und 1703 erfolgte der Bau des ehemaligen Konventgebäudes. Das restaurierte Gebäude ist das letzte vorhandene aus dem Ensemble der Klostergebäude und dient heute als Verwaltungssitz.
In den Jahren 1925/26 wurde auf dem Welchenberg ein Kindererholungsheim für den damaligen Kreis Grevenbroich errichtet. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten diente das Gebäude zwischen 1933 und 1945 als „Gauführerschule“ und wurde nach der Befreiung durch die amerikanische Truppen vorübergehend als Durchgangslager für obdachlose Flüchtlinge und ehemalige Zwangsarbeiter genutzt. Der Kreis Grevenbroich richtete dort ab 1949 eine Fachklinik für Lungenkrankheiten ein. Seit 1991 ist dort eine soziotherapeutische Einrichtung untergebracht.
Der Abbau von Kristallsand am Welchenberg hatte eine lange Tradition; im Zuge der Industrialisierung erfolgte um 1900 ein planmäßiger Abbau des Vorkommens. Bis zum Jahre 1956 wurde der industrielle Abbau von Kristallsand für die Glasindustrie betrieben.
Die Vollrather Höhe, im Zuge der Verkippung des Braunkohletagebaus zwischen 1955 und 1967 entstanden, bildet mit rund 188 Metern über NN den höchsten Punkt im Stadtgebiet.
Neukirchen
Wie an vielen Orten des Stadtgebietes sind auch in der Gemarkung Neukirchen steinzeitliche Funde ebenso wie Spuren der römischen Besiedlung zu finden. Eine erste urkundliche Erwähnung des Ortes Neukirchen datiert aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Das Kirchspiel Neukirchen ist bereits um 1300 mit einem dem Jakobus d. Ä. geweihten Kirchbau bezeugt. Der Bau ist im Kern im romanischen Stil errichtet. Chor, Seitenschiffe und der Westturm aus dem 18. sowie 19. Jahrhundert erfuhren im Laufe der Zeit weitere Veränderungen. Das „Haus Bethlehem“ der evangelischen Gemeinde wurde 1982 als Gemeindezentrum errichtet.
Als Teil der Grafschaft Hülchrath gelangte Neukirchen 1314 in den Besitz des Kölner Erzbischofs und war Teil des kurkölnischen Amtes Hülchrath und blieb auch unter französischer Zeit Hülchrath zugehörig. Zwischen 1816 und 1930 war Neukirchen Gemeinde innerhalb der Bürgermeisterei bzw. Amt Hülchrath, danach bis zur kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 eine amtsfreie Gemeinde. Die Rittersitze Gut Lübisrath und Haus Horr sind im Hochmittelalter belegt. Lübisrath findet als „Liudbrahtinghova“ in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Erwähnung, während Haus Horr als Hülchrather Burglehen um 1320 belegt ist, vermutlich aber auf eine ältere Geschichte zurückblickt. Der heutige Bau des Hauses Horr, sehr wahrscheinlich nach Plänen des kurkölnischen Hofbaumeisters Michael Leveilly im Stil einer „maison de plaisance“ als Nachfolger einer älteren Burganlage errichtet, stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Eine markante Spur in der Landschaft hinterlässt der bereits vor dem Ersten Weltkrieg geplante und bis Mitte der 1920er Jahre vorangetriebene Bau des als „Strategischer Bahndamm“ bekannten Vorhabens. Die nie vollendete Streckenführung ist heute Teil eines im Rahmen der „Dezentralen Landesgartenschau 2002“ angelegten „Kulturpfades“ mit Skulpturen des international renommierten Bildhauers Ulrich Rückriem.
Neurath
Steinzeitliche Artefakte sind auch für Neurath im Süden des heutigen Stadtgebietes belegt. Eine erste urkundliche Erwähnung datiert aus der Zeit um 1070. Das Gebiet um Neurath, erschlossen von den Herrn von Broich und den Grafen von Hochstaden gelangte im Verlauf des späten 14. Jahrhunderts an die Herren von Heinsberg, die es um die Wende des 15. Jahrhunderts an die Herren von Merode veräußerte. Schließlich ging die Herrlichkeit Neurath, eine von 43 Unterherrschaften im Herzogtum Jülich, im Jahr 1630 in die Hände der Freiherren von Gymnich zu Vischel über. Während der Zeit der französischen Herrschaft war Neurath Teil der Mairie Frimmersdorf, nach 1815/16 war Neurath Gemeinde im Amt Frimmersdorf, das bis zum Jahr 1969 bestand. Nach der Auflösung des Amtes bildeten bis zur kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 beide Orte die Gemeinde Frimmersdorf.
Das Patronat der Pfarrkirche, die zum Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt, besaß der 1261 mit der Kommende Gürath in Neurath erstmals belegte Deutsche Orden. Eine evangelische Gemeinde besteht in Neurath seit 1930, die in diesem Jahr errichtete Johanneskirche wurde 1986 um ein Gemeindezentrum erweitert. Wirtschaftlich wird der Ort durch den Braunkohlenabbau, der hier erstmals 1859 im heute abgebaggerten ehemaligen Ortsteil Gürath betrieben wurde, geprägt. Mit dem Aufschwung der Braunkohle um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde mit der Errichtung von Brikettfabriken, die bis Ende der 1960er Jahre in Betrieb blieben, die planmäßige Erschließung der Vorkommen eingeleitet. Zum 1. Juli 1972 ging der erste Block eines Großkraftwerkes der RWE in Betrieb; heute stellt der Kraftwerksstandort mit dem Erweiterungsbau der BOA (Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagentechnik) und einem Volumen von rund 2,2 Mrd. € die größte Investition in Braunkohletechnik weltweit dar.
Noithausen
In der Ortslage Noithausen sind steinzeitliche Funde dokumentiert. Ins Licht der Geschichte tritt der Ort und das Haus „Nothaus“ Ende des 13. Jahrhunderts. Die adelige Familie der Herren von Hochstaden ist nach 1320 vom Deutschen Orden mit der Burg in Noithausen belehnt. Später begegnen die „Hochstadens“ in der Schreibweise „Hochsteden“ als Amtleute in Jülicher Diensten. Arnold von Hochsteden gilt als Gründer der 1368 errichteten Kapelle in Noithausen, die gleichwohl der Elsener Mutterkirche unterstand. Diese Kapelle stürzte um 1780 ein und wurde wenig später wiederaufgebaut. Erst im Jahr 1930 wurde die Kapelle durch einen Kirchbau ersetzt. Das Haus Noithausen gelangte 1599 durch Heirat an die Herren von Gudenau, die es dann an die Grafen von Schwerin veräußerten. Um 1700 erfolgte ein Ausbau des Adelssitzes, von dem heute, nach der Niederlegung der letzten Gebäude im Jahre 1962, nunmehr der barocke Torbogen erhalten ist. Noithausen gehörte bis zur französischen Herrschaft zur reichsunmittelbaren Herrschaft Elsen des Deutschen Ordens. Nach 1815/16 wurde die Bürgermeisterei Elsen im Kreis Grevenbroich mit den Gemeinden Elsen mit Orken und Noithausen sowie Elfgen und Laach gebildet. Mit der Eingemeindung Elsens im Jahr 1937 wurde auch Noithausen Teil der Stadt Grevenbroich. Der heutige Stadtteil Noithausen ist landwirtschaftlich geprägt. Das ehemalige Rittergut Theodor Broichs, der ab 1834 in den Rittersitzen des Kreises Grevenbroich geführt wurde, ist auch heute ein landwirtschaftlicher Betrieb. In Noithausen findet im September die Mariä-Geburts-Oktav und Wallfahrt statt.
Orken
Das nördlich von Elsen gelegene Orken, der 1285 erstmals als „overkenne“ erwähnte heutige Stadtteil war Teil der Reichsherrschaft Elsen. Mit dem alten, in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 zerstörten Zollhaus der Reichsherrschaft lag an der Ecke Düsseldorferstraße/Schwanengasse ein wichtiges Verwaltungsgebäude. Orken war nie Pfarrort; die beiden Kirchen St. Stephanus in Elsen und St. Mariä Geburt in Noithausen sind die Gemeindekirchen für die katholischen Gläubigen. Mit der Lukaskirche besteht seit 1965 ein evangelisches Gemeindezentrum im Ort, das 1990 durch einen Neubau ersetzt wurde.
Stadtmitte
Für das Jahr 962 ist bereits ein Ort mit dem Namen „bruoche“ im Gillgau belegt. Eine zweifelsfreie Zuordnung zum heutigen Grevenbroicher Stadtgebiet ist jedoch unsicher. Im Hochmittelalter sind Burg und Siedlung im Besitz des maasländischen Grafengeschlechts von Kessel, die in den Diensten der Erzbischöfe von Köln stehen, wie eine Urkunde aus dem Jahre 1242 belegt. Wenige Jahrzehnte später, im Jahre 1273 wird der rasche Niedergang der Dynastie urkundlich greifbar: Graf Heinrich von Kessel verpfändet seinen Grevenbroicher Besitz an den Kölner Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg für 2000 Mark. Nach dem Verlust des Grafentitels und dem Tod des letzten Vertreters der Dynastie im Jahre 1304, gelangte Grevenbroich, das zwischen Kurköln und Jülich umstritten war, nach 1307 endgültig in Jülicher Hände. Unsicherheit besteht darüber, ob Grevenbroich bereits unter den Grafen bzw. Herren von Kessel oder unter den Jülicher Grafen zur Stadt erhoben wurde. Grevenbroich und die umliegenden Ortschaften Allrath, Barrenstein und Neuenhausen bildeten in der Folge den Kern des neueingerichteten Jülicher Amtes Grevenbroich. Als Teil der Grafschaft bzw. des späteren Herzogtums Jülich war Grevenbroich, dessen 1425 errichtetes Schloss - der Palas ist erhalten - bis Ende des 16. Jahrhunderts einer der Tagungsorte des Jülicher Landtages. Die Schlossanlage, im 16. Jahrhundert durch Angehörige der Architektenfamilie Pasqualini umgestaltet, wurde im 18. Jahrhundert um ein Verwaltungsgebäude (Kellnerei) und das Torhaus erweitert. Die strategische Lage am Erftübergang zog Grevenbroich während der Kriege des 16. - 18. Jahrhunderts in Mitleidenschaft. Die Stadt war mit einer Mauer und zwei Toren (Broichtor und Feldtor) versehen. Im Jahre 1642 wurden die Festungswerke der Stadt (Wälle und Gräben) im Zuge der Kampfhandlungen des Dreißigjährigen Krieges ausgebaut. Erst im 19. Jahrhundert fielen die Wallanlagen, und der Ostwall wurde schließlich 1896 niedergelegt.
Während der französischen Herrschaft verlor Grevenbroich seine Stellung als jahrhundertealter Verwaltungsmittelpunkt und wurde als Gemeinde (mairie) im Kanton Elsen verwaltet. Nach 1815/16 wurde Grevenbroich Zentrum des gleichnamigen Landkreises Grevenbroich, der bis 1974 bestand. Der Amtssitz des Landrates wechselte gleichwohl bis zur Einrichtung des Ständehauses an der Lindenstraße im Jahre 1885 zwischen Wevelinghoven und Grevenbroich. Grevenbroich, das die von der preußischen Landesverwaltung geschaffene „Rheinische Städteordnung“ des Jahres 1856 nicht angenommen hatte, bildete zwischen 1838 und 1930 einen Verbund innerhalb der Bürgmeisterei Grevenbroich mit den Gemeinden Allrath, Barrenstein und Neuenhausen. Die Kommunalreform des Jahres 1929 führte zur Einrichtung des Amtes Grevenbroich und zur Vereinigung mit dem Amt Elsen. Dieses wurde zum 1. April 1937 endgültig in die Gemeinde Grevenbroich eingemeindet. Zum 1. Januar 1975 gingen Grevenbroich, Allrath, Barrenstein und Neuenhausen in der neuen Stadt Grevenbroich auf.
Walram von Kessel hatte im Jahre 1297 ein Kloster, das der Regel des Wilhelmitenordens unterstand, gegründet. Im Jahre 1627 schloss sich das Kloster der Zisterzienserabtei Kamp an. Eine selbstständige katholische Grevenbroicher Pfarrgemeinde datiert erst aus dem 17. Jahrhundert. Das Gotteshaus, Teil der Klosterkirche, war bis dahin an die Allrather Mutterkirhe gebunden. Die im 15. Jahrhundert in Erftnähe erbaute Kirche wurde 1823 bis auf den Turm niedergelegt. Die Reste des Turmes wurden in den 1960er Jahren abgetragen. Im Neubau der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul am Marktplatz, 1899 im spätgotischen Stil errichtet, ist der Chor der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Klosterkirche integriert. Eine jüdische Gemeinde existierte zwischen 1446 und 1939 in Grevenbroich. Ein Bethaus, vermutlich eingerichtet am Ende des Spätmittelalters, ist 1858 einem Neubau an der Kölnerstraße gewichen. Dieser wurde 1938 durch die Nationalsozialisten geschändet und 1939 niedergelegt. Neben der katholischen Pfarrkirche besteht seit 1958 die evangelische Christuskirche.
Wirtschaftlich wurde Grevenbroich im Zuge der Industrialisierung durch die Textil- und Maschinenindustrie stark geprägt. Hiermit ist der Name des Erfinders Diedrich Uhlhorn (1764-1837) eng verbunden. Aus seinen Werkstätten, die mit der Erfindung der modernen Kniehebelpresse die Münzprägung im 19. Jahrhundert revolutionierte, entwickelte sich die international bedeutende Maschinenfabrik Krupp-Buckau, später Dorr Oliver, die bis Mitte der 1990er Jahre existierte. In den Gebäuden und im Umfeld der Elsener Mühle entstand um 1810 ein wichtiger Standort der Textilindustrie, der bis zum Jahre 1956 produzierte. An der Kölner Landstraße entstand ab 1917 mit dem „Erftwerk“ ein bedeutender Industriekomplex zur Aluminiumgewinnung, der neben dem Braunkohletagebau und der Verstromung durch die RWE auch heute noch den Wirtschafsstandort Grevenbroich kennzeichnet.
Vom ehemaligen Schloss ist noch der 'Palasbau' nebst einem Torgebäude, welches das Schloss von der Stadt trennte, vorhanden. Heute noch bildet das "Alte Schloß" mit seiner ausgezeichneten Gastronomie, mit großen Versammlungs- und Konferenzräumen einen kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt im Zentrum der Stadt, so dass Grevenbroich seit jeher gerne als "Schloßstadt" bezeichnet wird.
Zum inneren Schlosshof führt ein Tor auf den Schlossplatz (Place de St.-Chamond). Links hinter dem Torbogen liegt das Haus Hartmann - dessen Name rührt von seinem letzten privaten Besitzer her – welches als ehemaliges Kellnereigebäude 1724 erbaut wurde. Die Stadt erwarb das Haus 1977 und baute es unter Erhaltung des Baustils für heutige Maßstäbe um. Die Einrichtung im Aachen-Lütticher Stil wurde beibehalten. Im Juni 1979 wurde das Haus nach aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen feierlich der Öffentlichkeit übergeben.
Haus Hartmann ist nun "die gute Stube" der Stadt und die Räumlichkeiten werden seit der Restaurierung für Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und Volkshochschulzwecke genutzt.
Der hinter dem Haus befindliche große Garten ist ebenfalls neu gestaltet worden. Er dient den Bürgerinnen und Bürgern sowie Besuchern der Stadt als weitere Grünfläche zur Erholung und Entspannung. Im Rahmen der "Landesgartenschau 1995" wurde die Fläche in das Gartenschau-Gelände eingebunden. Der hinter dem Haus geringfügige Rest des ehemaligen Schlossgrabens ist zu einem Weiher vergrößert worden, der mit Erftwasser gespeist wird.
Im hinteren Bereich des parkartigen Grundstücks, direkt in einer Erftschleife gelegen, befindet sich die sogenannte "Villa Krüppel", das heutige Standesamt.
Die "Villa Krüppel" wurde 1924/25 als großzügiges Wohnhaus erbaut und blieb im Besitz der Familie Krüppel bis 1987. Die Stadt erwarb Grundstück und Gebäude, restaurierte und renovierte den Gebäudekomplex und gestaltete aufwendig und liebevoll die neuen Außenanlagen, um den sich "Trauenden" das entsprechende Ambiente zu bieten. Aus diesem Grund schließen viele Brautpaare aus nah und fern hier den Bund fürs Leben.
Auf der am Ufer der Erft gelegenen Stadtparkinsel, auch 'Erckens Insel' genannt, befindet sich ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex, der zur früheren Spinnerei und Weberei Erckens gehörte.
Gegenüber liegt mitten im Stadtpark die ehemalige 'Villa Erckens'. In diesem 1888 im neoklassizistischen Stil erbauten Gebäude, ist nach verschiedenen Nutzungen als Verwaltungsgebäude und nach letzten aufwendigen Restaurierungen, heute das Museum untergebracht.
Südstadt
Der heutige Stadtteil Südstadt geht auf die Industriearbeitersiedlung „Erftwerksiedlung“ im Kontext der Gründung des Erftwerks im Jahre 1917 zurück. Mit dem Aufbau der Aluminiumproduktion an der Köln-Venloer-Landstraße gegen Ende des Ersten Weltkrieges entstanden an der heutigen Wöhlerstraße, der Von-der-Porten-Straße und der Gustav-Lück-Straße zwischen 1919 und 1921 31 Einfamilienhäuser und 36 Mietwohnungen im grünen Vorfeld der Fabrikationsanlagen. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl der Bewohner der Südstadt auf rund 1200 Menschen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte ab Anfang der 1950er Jahre der planerische Ausbau des Stadtteils, der bis zum Ende der 1970er Jahre abgeschlossen wurde.
Mit der Pfarrkirche St. Josef wurde 1959 ein katholischer Kirchbau mit der 1959 erfolgten Erweiterung eines Jugendheimes, dem heutigen GOT, errichtet. Der 1961 geschaffene Pfarrbezirk der evangelischen Kirchengemeinde erhielt mit dem Bau der Matthäuskirche im Jahr 1978 ein Gemeindezentrum. Nach der Entwidmung der Kirche im Jahr 2006 erfolgt der Umbau zu barrierefreien Wohnungen.
Wevelinghoven
Die Mittelsteinzeit hat vielerlei Spuren auf Wevelinghovener Gebiet hinterlassen. Die Anfänge der Siedlung Wevelinghoven können indes in fränkischer Zeit vermutet werden. Urkundlich sind der Ort und das adelige Geschlecht der Herren von Wevelinghoven für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts belegt. Erzbischof Hermann III. von Hochstaden ließ Kölner Juden zum Schutz vor Ausschreitungen in der Folge des Ersten Kreuzzuges nach Wevelinghoven evakuieren, wo es 1096 zum Pogrom der Kreuzfahrer an den Geflüchteten kam. Die edelfreien Herren von Wevelinghoven waren bis Ende des 14. Jahrhunderts im Besitz der Herrlichkeit Wevelinghoven, bevor ihnen die Grafen von Bentheim-Tecklenburg nachfolgten. Als kurkölnische Unterherrschaft lag die Herrlichkeit Wevelinghoven im kurkölnischen Amt Hülchrath. Neben den Herren von Wevelinghoven war mit den Herren von Lievendal zwischen dem 13. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine weitere adelige Familie im Ort ansässig; sie veräußerten 1428 ihren Besitz an die Herren von Wevelinghoven. Die katholische Pfarrkirche unter dem Martinspatrozinium aus dem Jahre 1833 ist ein Nachfolgebau einer dreischiffigen Kirche des Hochmittelalters. Die evangelische Gemeinde ist die älteste im Stadtgebiet und blieb bis zur Einrichtung der Grevenbroicher Gemeinde im Jahr 1905 die einzige. Im Westfälischen Frieden am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde der Bestand der evangelischen Gemeinde anerkannt. Seit 1685 verfügt die Gemeinde über ein eigenes Gotteshaus. Wevelinghoven wurde durch die Kriege der Frühen Neuzeit stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Truchsessische Krieg 1583 führte zur Zerstörung der Wevelinghovener Burg; die Schlacht bei Wevelinghoven am 14. Juni 1648 zwischen hessischen und kaiserlichen Truppen war nicht nur eine der letzten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges, auch Wevelinghoven selbst wurde stark getroffen. Das 1653 wieder errichtete Pastorat bezeugt den Wiederaufbau nach den Kriegsjahrzehnten. Auch im Siebenjährigen Krieg kam es 1758 zu Truppenbewegungen auf Wevelinghovener Gebiet.
Mit dem Ende des Alten Reiches und der Zeit der französischen Herrschaft am Rhein bildete Wevelinghoven eine Mairie im Kanton Elsen. Unter preußischer Regierung war Wevelinghoven zwischen 1816 und 1886 mehrmals und über lange Jahre Sitz der Verwaltung des Kreises Grevenbroich. Seit 1826 zählte Wevelinghoven zu den Städten des Rheinischen Provinziallandtags und nahm 1856 die Rheinische Städteordnung an.
Zwei Mühlen sind für das Stadtgebiet seit dem Mittelalter belegt. Die Geschichte der Obermühle geht bis in das Jahr 1155 zurück, die Quellen für die Untermühle belegen die Mühlenwirtschaft für das 14. Jahrhundert. Die Obermühle ist heute ein moderner Mühlenbetrieb. Wirtschaftlich wurde Wevelinghoven stark von der Agrarindustrie geprägt. Die 1872 errichtete Zuckerfabrik, die 1995 ihre Pforten schloss, war ein wichtiger Impulsgeber. Für das 19. Jahrhundert ist die 1852 errichtete Wollwarenfabrik als industrielle Unternehmung zu nennen. Heute spielen u.a. die chemische Industrie ebenso wie die Holzverarbeitung eine Rolle. Die besondere Topographie des Ortes, die „grüne Lunge“ entlang der Erft mit parkähnlichen Gartenanlagen, kennzeichnet Wevelinghoven heute als „Gartenstadt“.